Der Brüsseler JEAN-LUC FAFCHAMPS war mir durch seine Einspielung von Feldmans Triadic Memoiries ein Begriff. […] Back To… (SR353) zeigt ihn nun selbst als Komponisten, mit “Back to the Voice” (1998), “back to the Pulse” (2008) und “Back to the Sound” (2009), dargeboten von Stephane Ginsburgh. Mit dieser Triade, die in beliebter Reihenfolge gespielt oder gehört werden kann, feiert Fafchamps das Piano als Leitfaden durch die Musikgeschichte. Mit jeweiligem Akzent auf Beat, Klang und die Harmonik des Sprechens und Atmens. Das rhythmische “… Pulse” besteht aus ostinatem Gehämmer, gestuften und synkopierten schnellen Schlägen, teils mit àœbersprüngen der rechten Hand. Regelmäßige Muster bekommen Risse, “verhungern”, setzen neu an, mit kleinen Trillern verziert. Markante Schläge werden von noch markanteren interpunktiert, schnellen folgen schnellere, wieder sprunghafte. Mosolov und Ligeti grüßen als Déjà -vu, bevor einem letzten Lufthüllen ein final accelerierender Drehwurm folgt. “Back to the Sound” bringt statt besonderen Spielweisen oder Klammöglichkeiten wiederum hastige, quirlige Läufe, durchdekliniert in wechselnden Härte- und Dichtegraden, allerdings mit einem entschleunigten, wir selbstzweiflerischen lezten Drittel. Der “Voile”-Part arpeggiert sich spiralförmig durch teils vollmundige, teils grüblerische Pianistin, in der Geister der Vergangenheit umgehen, Liszt, Gershwin, Mompou…

Das Ictus Ensemble präsentiert nach HDGhZ2SA, a six-letter Sufi word (SR, 2012) nun zusammen mit dem Elektroniker Jean-Marc Sullon auch JEAN-LUC FAFCHAMPS’ YZ3Z2Z1S2, a Five-letter Sufi Word (SR365). […] der Auftakt [klingt] in seinem modernistischen Allerlei einigermaßen unspektakulär. Schwindelerregender ist da schon der zwar lange nur mild bedusle, aber mehrstimmige Posaunenchor, der schließlich doch elektronisch überwuchert wird und kleinlaut endet. Danach beginnt die Oboe quäkig herausfordern, das Kollektiv reagiert mit Fliegenklatschenhieben und empörten Missmut, lässt sich kurz dazu anstiften, mitzukapriolen, ein kurzes Vergnügen, das enttäuscht wird und einem heftigen “Schluss mit Firlefanz!” endet. Bratsche und Piano verstricken sich in geräuschhafte Fäden, windige Glissandos und knarzige Laute, so dass harmonische Ansätze und selbst ein energischer Ausbruchsversuch zag und melancholisch scheitern. Zuletzt ballt Fafchamps schrille, kratzige, schnarrende, quäkige, elektronisch bedröhnte, flötistisch durchjaulte und perkussiv berasselte Turbulenzen in orchestraler Kakophonie zu einem Prachtstück, das aber erneut in Katerstimmung erschlafft. Allerdings wird diesmal ein deklamatorischer Einspruch zu Protokoll gegeben. Richtig, mystische Erleuchtung oder Happy End klingen anders.

Juillet 2013

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